„ROMANTIK PUR“ IN LIEBFRAUEN

Kirchenchor, Kirchenorchester und Solisten führen Franck und Dvořák auf

Kirchenchor, Kirchenorchester und Solisten führen Franck und Dvořák auf

Am letzten Wochenende im Oktober warten Kirchenchor und Kirchenorchester der Bad Cannstatter Gemeinde Liebfrauen, ergänzt von Solisten der Stuttgarter Staatsoper und dem Winnendener Kirchenmusiker Peter Kranefoed, im Rahmen der hora caecilia mit einem ganz besonderen Konzert in der Cannstatter Liebfrauenkirche auf. Die rund 50 Sängerinnen und Sänger, die 28 Musiker und fünf Solisten werden unter der Leitung von Kirchenmusiker Ulrich Hafner unter dem Titel „Romantik pur“ zwei großartige romantische Werke aufführen: die Messe in D von Antonín Dvořák und César Francks berühmte Vertonung des Psalm 150. Ein weiteres Werk César Francks rundet den Abend ab: Dabei handelt es sich um seinen berühmten Choral in h-moll für Orgel solo.

Zu Beginn des Abends intoniert der Winnendener Kirchenmusiker und Organist Peter Kranefoed aus „Drei Choräle” César Francks den Choral in h-moll an der Orgel, das letzte vollendete Werk des Komponisten. Das Kuriosum: Diese Komposition verdankte ihre Existenz einer Laune des Schicksals, einem Missverständnis. Franck und seine Zeitgenossen hatten – aus Unwissen über die Machart der Bachschen Orgelbearbeitungen – fälschlicherweise angenommen, dass die Melodien der Choräle von Johann Sebastian Bach stammen. Tatsächlich hatte Bach seinen Orgelbearbeitungen jedoch protestantische Choräle, also Gemeindelieder zugrunde gelegt.

Im Anschluss werden der inzwischen auch über Bad Cannstatts Grenzen bekannte Kirchenchor Liebfrauen, das Kirchenorchester Liebfrauen und vier Solisten Antonín Dvořáks Messe in D aufführen. Bei den Solisten handelt es sich um Monika Grauschopf (Sopran), Eva-Maria Sutor (Alt), Johannes Petz (Tenor) und Ulrich Frisch (Bass) von der Stuttgarter Staatsoper. Das Kirchenorchester Liebfrauen tritt dabei mit einer noch nie dagewesenen Besetzung auf: Insgesamt 28 Musikerinnen und Musiker begleiten die Sängerinnen und Sänger.
Der Mäzen Josef Hlávka hatte Antonín Dvořák 1887 mit dieser Komposition beauftragt, als er ein ansprechendes Stück für die Einweihung seiner neugebauten Schlosskapelle auf Schloss Lužany benötigte. Da die Kapelle relativ klein war, musste Dvořák auf Orchester-Besetzung oder größeren Chor verzichten. Dennoch war der Komponist sehr mit seinem Werk zufrieden: „Ich wage zu behaupten, dass mir die Arbeit gelungen ist.“ Dvořák selbst leitete die Uraufführung am 11. September 1887 in der Schlosskapelle. Diese Orchesterfassung wurde am 11. März 1893 im Londoner Crystal Palace uraufgeführt.

Zum krönenden Abschluss des romantischen Abends in der Liebfrauenkirche wird das gesamte Ensemble aus Solisten, Kirchenchor und Kirchenorchester Liebfrauen César Francks Psalm 150 intonieren. Das Werk stammt aus der schöpferischen Reifezeit des Komponisten. Die 1884 geschaffene Komposition macht auf engstem Raum die charakteristischen Merkmale von Francks Stils deutlich: die betont symphonische Sprache, die kühne, unverwechselbare, von Chromatik getragene Harmonik und die recht eigenwillige formale Gestaltung. Trotz der musikalischen Genialität des Werks wurde es nur sehr selten aufgeführt. Grund dafür war seine relativ kurze Aufführungsdauer und die recht große Besetzung mit Sängern und Musikern.